Stolperfallen der Selbstorganisation


Agiles Arbeiten liegt voll im Trend. Selbst Unternehmen, die vorher ihre 5-Jahres-Pläne entworfen haben, fangen langsam an, auf nicht planbare Innovationsprozesse zusetzen und der Planungshorizont wird merklich kürzer (z.B. mit OKRs). Vielen Unternehmen wird bewusst, dass sie der Dynamik nicht mit altem Wissen und Steuerung begegnen können.

Gleichzeitig höre ich nun vermehrt von Unternehmen und Organisationen, welche schon sehr ernsthaft agil und selbstorganisiert arbeiten, dass sie oft vor der Herausforderung stehen, immer wieder von vorne Anfangen zu müssen, wenn eigentlich bekannte Probleme auftauchen. Das frisst sehr viele Ressourcen, welche dann für das Lösen wirklich neuer Probleme fehlen. Mit der Zeit steigt merklich die Frustration. Der Ruf nach einem Wissensmanagement wird laut.

Doch wie kommt es dazu, dass der Trend der selbstorganisierten Arbeit, der alle Probleme lösen sollte, nun so zurück feuert?

Die Blaue Falle

Eins, der für mich hilfreichsten Bücher, um Strukturen in Organisationen zu erkennen und sinnhaft anzuwenden, hat Gerhard Wohland mit seinem Buch “Denkwerkzeuge für Höchstleister” geschrieben. In diesem beschreibt er sehr eindrucksvoll die “Blaue Falle”. Damit ist gemeint, dass Unternehmen, welche sich in einem dynamischen Umfeld bewegen, vermehrt versuchen die herausfordernde hohe Dynamik - die für sie neu ist - mit ihren alten Werkzeugen, also sehr viel Planung, in den Griff zu bekommen. Sie tun also mehr vom dem, mit dem sie irgendwann in einem anderen Kontext mal sehr erfolgreich waren. Dadurch, dass sich die Erkenntnis, dass das nicht funktioniert, durchsetzt und wir mehr Rote Anteile in der Arbeit brauchen, schaffen es Unternehmen seltener in die Blaue Falle zu tappen.

Die Rote Falle

Doch jetzt scheint das Pendel bei einer zunehmenden Zahl von Organisationen genau in die andere Richtung zu schwingen. Sie haben sehr erfolgreich immer mehr Rotes in die Arbeit gebracht und nun sitzen einige schon knietief in der “Roten Falle”. Sie können sehr gut mit der Dynamik umgehen, aber Routinetätigkeiten bereiten Schwierigkeiten, weil es keine Standards, Checklisten oder klare Prozesse hierfür gibt. Dadurch wird immer wieder von vorne angefangen.

Quelle: https://dynamikrobust.com/wp-content/uploads/2016/03/Denkzettel-1-Chaos-und-Dynamik.pdf

Was daraus deutlich wird ist, was Gerhard Wohland auch in seiner Arbeit sehr gut beschreibt: Es gibt kein entweder oder zwischen Blau und Rot in einer Organisation, sondern eher ein sowohl als auch. Es wird immer in der Arbeit etwas Blaues UND etwas Rotes brauchen, situationsabhängig mal mehr von dem einen oder anderen. Und das muss sich nun einpendeln und eröffnet Räume in denen eher rote und eher blaue Organisation voneinander lernen können.

Wenn ihr also gerade auf dem Weg hin zu mehr Selbstorganisation seid, kann euch die Unterscheidung zwischen rot und blau helfen. Nicht alles muss agil sein und Checklisten und Pläne sind nicht der Teufel, wenn es um widerkehrende Tätigkeiten geht, sondern absolut sinnvoll! Ein paar Leitfragen haben wir euch in der kleinen Übersicht zusammengestellt.


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Future of Workspaces - Work-from-home oder work-from-anywhere?

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